Von Tanja
Vielfalt ist ein beliebtes Thema. Spätestens seit der Black Lives Matter Bewegung 2020 hat das Thema eine größere Öffentlichkeit bekommen, besonders hinsichtlich der Anerkennung und dem Schutz von Vielfalt in unserer Gesellschaft, wenn es um Nicht-weiße Menschen geht. Die „Ehe für Alle“ steigerte kurzzeitig 2017 die Wahrnehmung vielfältiger sexuellen Orientierungen und mit der #metoo Kampagne wurde auch die Debatte um Sexismus neu aufgerollt. Die Beispiele zeigen, dass Vielfaltsdebatten fast immer defizitorientiert sind und die Problematisierung und die Missstände im Vordergrund stehen. Formate und Kampagnen thematisieren, was alles fehlt, was falsch läuft und was daraufhin gebraucht wird. Nur so scheinen sie auch die entsprechende Aufmerksamkeit bekommen zu können, die eine Nachricht wert ist. Und nur so konnten bisherige Missstände überwunden werden.
Als Stadt- und Kreisjugendring Heilbronn sind wir von Klickzahlen und ROI unabhängig. Wir können uns dem Thema unverhofft auch von einer positiv motivierten Seite nähern.
Warum ist Vielfalt ein so wichtiges und wertvolles Kriterium in unserer Gesellschaft?
Innovation, Kreativität und Fortschritt entstehen immer dann, wenn eben nicht alles gleich ist, sondern genau dann, wenn Unverhofftes, Neues und Unterschiedliches zusammenkommen und ein Austausch beginnt. Hieraus ziehen wir unsere größte Schaffenskraft. Werden wir mit Neuem und Unbekanntem konfrontiert, fangen wir sofort an, darüber nachzudenken, wie wir das Unterschiedliche überwinden können, wie wir das verbinden können, was im ersten Moment keine Gemeinsamkeit zu haben scheint. Wir zermartern uns das Hirn, probieren aus, geben zwischenzeitlich auf, aber wenn wir eine Lösung gefunden haben, ist etwas Neues entstanden – ein Kunstwerk, ein neuer Gebrauchsgegenstand, eine Lösung zu einem vorherrschenden Problem. Dieser Prozess findet nicht statt, wenn wir Vertrautes und Gleiches sehen. Hier gibt es keine kreative Spannung, sondern nur bekannte Muster, die nach gelernten Prozessen ausgeführt werden.
Es gibt in jeder Gesellschaft Menschen, die scheuen diese Anstrengung und möchten die vertraute Gleichheit: Harmonie ohne große Veränderungen – Harmonie bis zum Zustand der perfekten Konservierung. Als SKJR sprechen wir uns für das Gegenteil aus: gelebte Vielfalt. Sie ist ein Motor für Kreativität, Kultur, Innovation, Fortschritt und Wohlstand. Die damit einhergehenden Spannungen, anstrengenden Um- und Neudenkprozesse, die erzwungenen Handlungspausen und langwierigen Aushandlungsprozesse benötigen Geduld, Empathie und geistige Beweglichkeit. Aber die Anstrengung wird belohnt mit einer lebendigen Gemeinschaft, die erst in dieser Aufstellung Neues und Innovatives leisten kann.
In diesem Sinne wünschen wir Dir einen Sommer der Vielfalt