Wann beginnt der Ramadan im Jahr 2022?
Der Ramadan hat 2022 am Freitag, den 01. April begonnen und endet voraussichtlich am Sonntagabend, den 01. Mai. Ramadan (auch Ramadhan oder Ramazan) ist der Name des neunten Monats im islamischen Kalender. Das Islamische Jahr ist ein Mondjahr und damit ungefähr 11 Tage kürzer als das Sonnenjahr. Deshalb verschiebt sich der Monat Ramadan jedes Jahr um 11 Tage nach vorne. So wandert der Ramadan durch die Jahreszeiten. Aktuell liegt er im April, nächstes Jahr wird er voraussichtlich im letzten Drittel des Monats März beginnen. Informieren Sie sich hierfür frühzeitig, wann der Ramadan und die islamischen Feste in ihrer Jahresplanung berücksichtigt werden können.
Was passiert im Ramadan?
Die Überschrift verrät es schon ein wenig- Im Ramadan wird gefastet. Das bedeutet, dass Musliminnen und Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken verzichten. Sie verzichten in dieser Zeit aber auch auf sexuelle Handlungen, auf üble Nachrede oder Lügen und versuchen ihren Charakter allgemein zu verbessern und besonders hilfsbereit zu sein. Neben der Möglichkeit, die Bindung zu Gott (Allah) zu festigen und die Seele zu reinigen, steht auch die Pflege der Gemeinschaft im Fokus. So ist der Ramadan auch ein sehr geselliger Monat, in dem sich Familien gegenseitig zum abendlichen Essen einladen, Armenspeisungen stattfinden und man jeden Abend in die Moschee zum Gebet geht.
Das Fasten ist ein sehr wichtiges Gebot und stellt eine der fünf Grundpflichten (fünf Säulen) des Islams dar. Ab der Geschlechtsreife ist es eine Pflicht für jedes Mitglied der Gemeinschaft. Ausnahmen gibt es für Schwangere, Stillende, Kranke, Reisende und Menstruierende.
Auch Kinder fasten manchmal mit, obwohl sie es noch nicht müssen. Der Wunsch, das Verhalten der Erwachsenen im Ramadan nachzumachen, ist so groß, dass viele Familien es ihnen erlauben. Dabei hat jede Familie ihre eigenen Varianten: Kinder fasten oft kürzer, nur an ausgewählten Tagen oder mit besonderen Erleichterungen. Als externe Person sollte man ihnen ihr “Fasten“ nicht absprechen oder kleinreden. Sie sind sehr stolz darauf, mitmachen zu dürfen.
Bei allem Eifer der Kinder, behalten Sie das Wohl des Kindes im Blick. Es gibt mittlerweile viele kreative Möglichkeiten, wie Kinder im Ramadan Verzicht üben und trotzdem Wertschätzung und Teilhabe erleben können: Süßigkeitenfasten und Fernseh-/Tabletfasten sind nur einige der Ideen.
Was sind typische Vorurteile, mit denen sich junge Muslim:innen im Ramadan konfrontiert sehen?
„Du darfst nicht einmal trinken?!“ – „Das ist doch viel zu ungesund für deinen Körper!“ – So und noch auf vielen weiteren Ebenen stoßen muslimische Jugendliche in ihrem Alltag auf viel Unverständnis und Diskriminierung. Oft auch von Lehrer:innen oder anderen pädagogischen Fachkräften, die nicht verstehen können, weshalb der Ramadan und das Fasten ein so wichtiger Bestandteil des individuellen Glaubens sind. Und jedes Jahr gibt es ganz viele „Gesundheitsexpert:innen“, welche die Erfahrungen von Muslim:innen im Fastenmonat Ramadan ignorieren, verbal abwerten oder das Verhalten sofort mit Kindeswohlgefährdung gleichsetzen.
Nach §1 AGG (Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz) ist die Religion ein geschütztes Merkmal und das Fasten im Monat Ramadan ist ein elementarer Bestandteil der religiösen Praxis im Islam. Wenn Sie diskriminierungssensibel sein möchten, stellen Sie muslimische Jugendliche nicht exemplarisch hervor oder fordern sie diese nicht auf, ihre Religion vor anderen zu erklären. Suchen Sie stattdessen das Gespräch, hören Sie genau zu, was diese zum Fasten erzählen und achten Sie dabei auf eine sensible Kommunikation auf Augenhöhe. Nutzen Sie die Gelegenheit einer kritischen Selbstreflexion mit ihren eigenen Bildern und Vorannahmen zum Thema Fasten im Ramadan. Vergleichen sie diese auch mit denen zum Fasten in anderen Religionen oder in Lifestyletrends, wie z.B. Intervallfasten.
Unterbinden Sie aber unbedingt die Abwertung und Beschimpfung unter Jugendlichen, wenn manche fasten und andere nicht. Auch wenn das Fasten als religiöse Pflicht verstanden wird, so ist die praktische Auslegung jeder Religion eine individuelle Verantwortung, deren Erfüllung nicht von Jugendlichen gerichtet wird.
Was wir für die Kinder- und Jugendarbeit im Rahmen des Ramadans beachten sollten
Nach einem anstrengenden Schultag können Jugendliche sehr müde und energielos sein. Der Verzicht auf Nahrung, die Abende in der Moschee, das lange abendliche Zusammensein mit Familie und Freunde verstärken dies zusätzlich. Manche Jugendliche, die an regelmäßigen Zigarettenkonsum gewöhnt sind, haben Entzugserscheinungen. Eventuell zeigen die Jugendlichen auch leichte Reizbarkeit.
Es ist möglich, dass die wöchentlich am Vor- und Nachmittag stattfindenden Kochangebote im Jugendhaus nicht mehr von ihnen besucht werden. Ähnlich verhält es sich mit Sportangeboten, langen Ausflügen oder Abendveranstaltungen.
Die Praxisstelle ju:an für antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit sowie die Amadeu-Antonio Stiftung, welche einen Leitgedanken für Fachkräfte der Sozialen Arbeit im Fastenmonat Ramadan entwickelt haben, raten außerdem dazu, sich mit den Jugendlichen darauf vorzubereiten und zu besprechen, welche Angebote weiterhin so durchgeführt werden können und was eventuell noch angepasst werden sollte, so dass auch fastende Jugendliche daran teilnehmen können (vgl. S. 3). Selbstverständlich ist hier auch die Kompromissfähigkeit zwischen fastenden und nicht fastenden Jugendlichen gefragt.
Eine gute Alternative hierzu bietet beispielsweise ein gemeinsam organisiertes Iftar, welches (auch) weitere junge muslimische Menschen auf das Jugendhaus aufmerksam machen könnte. Ein Iftar stellt das gemeinschaftliche Fastenbrechen am Abend dar. Es können auch kleine Projekte zusammen mit den Jugendlichen geplant und durchgeführt werden, die das Ziel verfolgen, etwas Gutes für sich selbst und die Gesellschaft zu tun. Gegen Ende des Fastenmonats Ramadan kann dann reflektiert werden: Was lief gut? Was war eventuell schwierig oder was hat mich herausgefordert? Was habe ich Neues dazu gelernt?
Das Team vom SKJR wünscht allen Musliminnen und Muslimen einen gesunden und gesegneten Ramadan!
Quellen
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2021/03/30-Tage-Ramadan-Jugendclub.pdf
https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/islam-lexikon/21400/fasten/