Die fünfte Jahreszeit ist da, Faschingspartys für Groß und Klein werden geplant, Faschingsumzüge ziehen durch die Straßen und Sitzungen werden gehalten.
Und die große Frage ist und bleibt – wie verkleide ich mich?
Verkleiden gehört zu Fasching wie die Marmelade in den Berliner, doch was für viele Menschen lustig und unterhaltsam wirkt, kann für andere verletzend und diskriminierend sein. Kulturelle Aneignung und die Reproduktion rassistischer Stereotype haben im Fasching eine lange Tradition. Menschen verkleiden sich als „Andere“, um die Fantasie einer nicht-europäischen Menschengruppe zu leben. Die Bilder, die dabei entstehen, haben jedoch nichts mit der realen Lebenswelt von beispielsweise Schwarzen oder indigenen Menschen zu tun, sondern sind eine Reproduktion kolonialistischer Vorstellungen und einer Geschichte von Unterdrückung.
Das sogenannte “Blackfacing” (weiße Personen schminken das Gesicht dunkel um Schwarz auszusehen), kommt zum Beispiel aus der Tradition der US-amerikanischen Minstrel Shows des 18. und 19. Jahrhunderts. Schwarze Personen wurden dabei auf überspitzte äußere Merkmale reduziert und das Leben der Schwarzen Sklaven verharmlost und romantisiert. Dazu kommt, dass Schwarze Menschen auch heute noch Diskriminierung und Alltagsrassismus aufgrund ihrer Hautfarbe erleben und sie aus dieser Rolle nicht einfach wieder “herausschlüpfen” können, wie aus einem Kostüm.
Auch wenn eine Darstellung aus Bewunderung und ohne diskriminierenden Hintergedanken erfolgt, kann diese direkt und indirekt verletzende Auswirkungen auf betroffene Menschen haben, denn das stereotype Bild und die Assoziation dieser Menschengruppen mit einer primitiven und unkultivierten Lebensweise ist geschaffen. Wir möchten aktiv einer solchen Stereotypisierung entgegentreten und daran arbeiten, die Faschingszeit für alle Menschen zu einem unterhaltsamen und diskriminierungsfreien Erlebnis zu machen. Denkt also auch Ihr in diesem Jahr darüber nach wie diskriminierungssensibel eure Dekoration, Musik und euer Kostüm sind und macht eure Faschingsparty, euren Umzug und eure Sitzung zum Spaß für alle – ohne Rassismus.
Und wie verkleide ich mich jetzt?
Wie wäre es mit einem Tier, einer Pflanze, einer Maschine, einem Fantasiewesen…
Quellen:
Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. : Plakatreihe „Ich bin kein Kostüm!“ (https://www.oegg.de/plakatreihe-ich-bin-kein-kostuem/)
3sat Dokumentation: Ich bin kein Kostüm! (https://www.youtube.com/watch?v=N66K4o11zvM)
Leseempfehlungen zum Einstieg in das Thema Antirassismus:
- Mohamed Amjahid: Der weiße Fleck. Eine Anleitung zum antirassistischen Denken.
- Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten.
- Tupoka Ogette: exit RACISM: rassismuskritisch denken lernen.
- Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß: Der alltägliche Rassismus.