Wir sind alle unterschiedlich, sowohl in unserem Aussehen als auch in dem was uns wichtig ist. In jeder Gesellschaft gibt es eine Vorstellung davon, was als „normal“ gilt. Dieses „Normal“ entspricht meistens nicht dem, was die Mehrheit an Merkmalen mitbringt, aber es ist das, was die Mehrheit „glaubt“, was „normal“ sein sollte. In Deutschland ist die Norm beispielsweise männlich, weiß, sportlichschlank und Teil des gehobenen Mittelstands. Kaum eines dieser Merkmale entspricht der Mehrheit der Bewohner:innen in Deutschland und in der Kombination erst gar nicht. Aber die Menschen gehen davon aus, dass diese kulturelle Norm auch der Mehrheit entspricht und handeln danach. So ist es ein typischer Mechanismus, dass je mehr man der Vorstellung dieser Norm entspricht, umso mehr scheint man die Anerkennung der Gesellschaft zu genießen und deren Privilegien. Diese erlauben es der Person sich mächtiger zu fühlen.
Umgekehrt, funktioniert es leider genauso.
Je weniger man der Norm entspricht, umso mehr muss man um Anerkennung und Privilegien kämpfen. So verdienen beispielsweise Frauen weiterhin weniger als Männer, erleben nicht-weiße Menschen Rassismus und Gewalt und unsportlich-dicke Menschen leiden unter Bodyshaming. Kommen dann noch mehrere Merkmale zusammen, die gleichzeitig von der vermeintlichen Norm abweichen, erleben die Betroffenen die Intersektionalität von Diskriminierung: So erlebt eine Schwarze Frau mit Behinderung mehr Diskriminierung, weil sogar drei Merkmale zusammen kommen, als ein weiß gelesener Mann mit Behinderung. Da Diskriminierung auch immer ein Machtgefälle ist, erleben die Menschen nicht nur einen erschwerten Zugang zu Privilegien durch Ausgrenzung und strukturelle Diskriminierung, sondern auch Demütigung, Abwertung und sehr oft auch psychische und physische Gewalt.
Um das zu vermeiden gibt es einen gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung. Bereits die Mütter und Väter des Grundgesetzes legten auf die Gleichstellung wert und verfassten den Artikel 3 im Deutschen Grundgesetz. 2006 trat dann das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft, das Menschen die Möglichkeit gibt, sich gegen Diskriminierung zu wehren. Dabei sind Merkmale im Gesetz aufgeführt, die besonders geschützt sind:
Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.
§1 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz AGG
Ethnische Herkunft
Begriffe:. Rassismus, Gadjé-Rassismus (Antiziganismus), Antiasiatischer Rassismus, Antislawismus, Anti-Schwarzer-Rassismus, Antimuslimischer Rassismus, Linguizismus, Colorismus
Menschen, die als Nicht-weiß gelesen werden, erleben in fast allen Situationen ihres Alltags Ausgrenzung, Abwertung und Demütigung. Da Rassismus geschichtlich stark verankert ist – nicht nur durch den Nationalsozialismus, sondern auch durch die Zeit der Kolonialherrschaft und davor – ist es eine besonders tief verankerte Form der Diskriminierung in unserer Gesellschaft. Spätestens seit der Black-Lives-Matter-Bewegung 2020 ist die Wahrnehmung von Rassismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen und man diskutiert endlich über Sprache und Bilder, die wir viel zu oft reproduzieren. Die Nutzung des N*-Worts ist mittlerweile genauso verpönt, wie Black-Facing zu Karneval und in den Medien. Kulturelle Aneignung in Form von Kostümen und Frisuren wird stärker reflektiert und Selbstbezeichnungen wie Schwarz (groß geschrieben) und PoC (People of Color) halten Einzug in unsere gesprochene und geschriebene Sprache. Hier kann das Wort Rassismus selbst kritisch betrachtet werden, denn Menschen kann man NICHT in unterschiedliche Rassen einteilen. Doch mittlerweile hat sich der Begriff über die falsche naturwissenschaftliche Bezeichnung hinaus weiter entwickelt und wird als Synonym für kulturelle und ethnische Merkmale verwendet. Dass es denn Begriff trotzdem noch in offiziellen Schriften wie z.B. dem Deutschen Grundgesetz in Art. 3 gibt, ist derweil weiter Diskussionsthema.
Während der Corona Pandemie ist auch der Antiasiatische Rassismus stärker ins Blickfeld genommen worden, um auf die Anfeindungen z.B. chinesisch gelesener Menschen aufmerksam zu machen, die Gewalt und Benachteiligung erfahren, weil sie stellvertretend für den Virus verantwortlich gemacht werden. Und mit dem Krieg in der Ukraine, erleben Menschen, die Russisch sprechen, Ausgrenzung und Anfeindungen im Rahmen der Diskriminierungsform Antislawismus.
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Geschlecht
und geschlechtliche Identität
Begriffe: Sexismus, Cis-Sexismus, Trans*feindlichkeit
Sexismus ist ein bekannter Begriff, der meist die alltägliche und strukturelle Abwertung von Frauen oder weiblich gelesenen Personen verwendet wird und bezieht sich meist auf das zweigeschlechtliche Weltbild und die Annahme die Frau (oder weiblich gelesene Person) sei dem Mann „von Natur aus“ unterlegen. Sowohl diese Vorstellung als auch das zweigeschlechtliche Weltbild, sind inzwischen wissenschaftlich überholt und wir wissen von mehr als nur zwei Geschlechtern (z.B. männlich, weiblich, non-binär, inter, trans, …), die in anderen Kulturen stärker wahrgenommen werden als dies aktuell noch in Deutschland der Fall ist. Deshalb wird der Begriff Sexismus inzwischen auch für die Abwertungen aller nicht cis-männlich gelesener Personen verwendet.
Das Geschlecht einer Person wird in Deutschland meist bei Geburt aufgrund eines äußeren Merkmals zugeschrieben und in die Geburtsurkunde eingetragen. Stimmt diese Zuschreibung im Verlauf des Lebens dieser Person mit der eigenen Zuschreibung überein, bezeichnet man diese als cis-geschlechtlich. Jedoch ist das „wahre Geschlecht“ einer Person nicht nur von diesem einen äußeren Merkmal abhängig. Sowohl die Gene, Hormone, das eigene Empfinden der Geschlechtsidentität und der gewünschte Ausdruck spielen übergeordnete Rollen. Daher können nur Personen selbst ihr Geschlecht bestimmen, nie aber jemand anderes mit Blick auf diese Person.
Personen, die z. B. trans sind (also ihr wahres Geschlecht nicht dem bei Geburt zugeschriebenen Geschlecht entspricht), leiden deshalb ebenso häufig unter Cis-Sexismus.
Um alle Menschen mit allen Geschlechtern einzuschließen, wird in der Sprache inzwischen häufig ein *, ein _ oder ein : verwendet. So signalisiert man Leser*innen durch die sprachliche Pause und den sichtbaren Abstand, dass es zwischen der männlichen und der weiblichen Form eine geschlechtliche Vielfalt gibt und schließt gleichzeitig die weibliche Form hörbar mit ein.
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Religion
und Weltanschauung
Begriffe: Antisemitismus, Antimuslimischer Rassismus
Das Christliche Abendland, Orient und Okzident sind Vorstellungen eines sehr kleinen Weltbildes, das mehrere Jahrhunderte alt ist und unsere Sprache und unser Denken noch immer zu prägen scheint. Unsere Welt ist mittlerweile globalisiert, so dass Menschen international wohnen, arbeiten und lieben. Religion und Weltanschauungen sind dabei sehr persönliche Wertvorstellungen, die jede Person unabhängig von ihrem Ort lebt und überall hin mitnimmt. Die Vielfalt an Religionen und Weltanschauungen an jedem Ort der Welt ist dadurch ebenfalls gestiegen und damit auch die Frage, was ist die „Norm“ bzgl. Religion und Weltanschauung und wer weicht davon ab. Antisemitismus (die Diskriminierung von Menschen jüdischen Glaubens) und Antimuslimischer Rassismus (die Diskriminierung von Muslim:innen oder muslimisch-gelesenen Menschen) sind zwei sehr häufige Diskriminierungsformen, die in Deutschland vorkommen und unter der Menschen ausgegrenzt werden. Das wirkt sich auf Berufschancen genauso aus, wie auf die Suche nach einer Wohnung, den sicheren Heimweg, auf modische Barttragende, die Sicherheit der Religionsausübung und Verschwörungsmythen.
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Behinderung
und chronische Erkrankung
Begriffe: Ableismus, Audismus
Menschen mit Behinderung und/oder chronischen Erkrankungen fordern seit Jahrzehnten eine Gleichstellung und Wahrnehmung ihrer Anliegen. Ihre Themen sind dabei so vielfältig wie ihre Formen der Einschränkungen, dabei sind mehr als 80% der Schwerbehinderungen nicht angeboren, sondern eine Folge von Erkrankungen. Und weitere Behinderungen sind nicht immer sichtbar, so wie geistige und seelische Behinderungsformen. Eine gute Vorstellung davon, wie Menschen mit Behinderung ihre Diskriminierung wahrnehmen ist das Wort beHinderung selbst. Sie nehmen sich selbst nicht als behindert wahr, sondern fühlen sich von der Gesellschaft beHindert, die z.B. zu wenig an barrierearme Wege und Zugänge denkt oder die Gebärdensprache nicht als offizielle Sprache wie Englisch und Deutsch wahrnimmt. Das Mitdenken von Menschen mit Behinderung in den alltäglichen Planungen und die Achtsamkeit in der Sprache sind dabei wichtige Anliegen in der Antidiskriminierungsarbeit.
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Alter
Begriffe: Ageism, Adultismus, Altendiskriminierung, Altersdiskriminierung
Ein sehr wenig bekannter Diskriminierungsgrund ist das Alter, dabei passiert sie häufiger als gedacht. Ältere Menschen werden seltener in neuen Arbeitsstellen eingestellt, jüngere Menschen müssen zwar bereits Steuern zahlen, wenn sie Auszubildende sind, können aber noch nicht wählen. Das sind nur zwei Beispiele, wie das Alter ein Grund von Benachteiligung sein kann. Besonders während der Pandemie sind weitere Missstände deutlich geworden. Die Konzentration auf Online-Formate ist für viele ältere Menschen ein schwer überwindbarer Zugang zum gesellschaftlichen Leben, gleichzeitig fühlen sich junge Menschen von der Politik vergessen wenn es um Impfpriorisierung und Bildungskonzepte geht. Alleine schon, dass der Fachbegriff dieser Diskriminierungsform noch stark ans Englische angelehnt ist, zeigt, wie wenig es noch ein Bewusstsein dafür gibt.
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Sexuelle Orientierung
und Identität
Begriff: Hetero-Sexismus, Queerfeindlichkeit, Homofeindlichkeit
Der Gesetzgeber spricht von „Sexueller Identität“, wobei es sich hier mehr um „Sexuelle Orientierung“ handelt., es sich also nicht um die geschlechtliche Identität sondern vielmehr um die amouröse oder sexuelle Neigung geht. Hetero-Sexismus ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem Cis-Sexismus, bei dem eine Ausgrenzung anhand des (zugeschriebenen) Geschlechts erfolgt, diskriminiert der Hetero-Sexismus Menschen, weil sie nicht heteronormativ leben und/oder lieben. Dies bedeutet, dass Menschen, die nicht gegengeschlechtlich (Mann-Frau) lieben und nicht in einer monogamen Beziehung leben oder diese anstreben, werden als minderwertig abgetan und deshalb im Alltag als auch strukturell diskriminiert.
Die Diskriminierung geht dabei meistens von heterosexuellen Menschen aus. So war Homosexualität bis 1994 ein Bestandteil des Strafrechts. Dies hat sich inzwischen zum Glück verändert, aber die Veränderungen reichen noch nicht weit genug. Gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern werden noch nicht gleichberechtigt als Eltern wahrgenommen und haben gesetzlich verankerte Nachteile gegenüber heterosexuellen Paaren. Homosexuelle Menschen haben weiterhin Schwierigkeiten auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt. Sie sind auch eher gefährdet, Angriffe und Gewalt zu erleben, wenn sie sich öffentlich zu ihrer Liebe bekennen. Neben der Homosexualität gibt es noch viele weitere Formen der sexuellen und amourösen Orientierung, z. B. Asexualität, Pansexualität und Bisexualität.
Alle im Text genannten Beispiele von Geschlecht und sexueller bzw. amouröser Orientierungen sind keine abschließenden Aufzählungen, da die Selbstbezeichnung jeglicher Personen jeweils zu priorisieren ist.
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Aussehen
Begriffe: Lookismus, Colorism, Bodyshaming, Fatshaming, Bodyismus
Nicht-gesetzlich geschützt, aber Teil des Alltags vieler Menschen ist die Diskriminierung anhand des Aussehens. Das können selbstgewählte Volltätowierungen und Piercings sein, bestimmte Haartrachten, Mutter- und Feuermale aber auch die Abstufung der Hautfarbe oder Größe und Gewicht. Die Vielfalt der Möglichkeiten durch Lookism Beleidigungen, Ausgrenzung und Demütigungen zu erleben ist mit jedem individuellen Erscheinungsbild erweiterbar. Dabei sind die Grenzen zu Rassismus und Ableismus fließend. Deshalb fordern Aktive in der Antidiskriminierungsarbeit schon lange, dass dieses Merkmal ebenfalls gesetzlich geschützt wird, um Menschen in ihrer selbstgewählten und biologischen Vielfalt gleichberechtigt anzuerkennen.
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Sozialer Status
Begriffe: Klassismus
In einer Leistungsgesellschaft ist diese Form von Diskriminierung besonders schwer erklärbar. Sowohl gegenüber obdachlosen Menschen, Arbeitslosen und alleinerziehenden Elternteilen gibt es eine Vielzahl an Vorurteilen und Stereotypen, die das Verschulden des Sozialen Status gerne den Personen selbst zuschreiben. Dass es auch hier mehr Geschichten gibt, als es die Vorurteile suggerieren, ist klar, wenn man sich die Mühe macht, näher hinzusehen. Und dann wird sehr schnell deutlich, dass der Klassismus eine genauso unbarmherzige Form der Diskriminierung ist, wie alle vorher genannten. Deshalb beraten Antidiskriminierungsstellen auch Menschen, die von Klassismus betroffen sind, auch wenn es keine gesetzliche Grundlagen zu ihrem Schutz gibt. Auch darauf machen Beratungsstellen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit aufmerksam, um Merkmale ins Licht zu rücken, die gesellschaftlich gerne übersehen werden und leisten Lobbyarbeit für jene, die kaum eine Lobby haben.
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